Karl IV. Ausstellung in Nürnberg

01.03.2017

Vor kurzem besuchte ich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg die bayrisch-tschechische Landesausstellung über den Kaiser Karl IV., die anlässlich seines 700. Geburtstags erst in Prag und nun in Nürnberg stattfindet – eine Ausstellung von europäischem Format.
Karl wurde am 14. Mai 1316 in Prag geboren, sein Vater war Johannes aus dem Hause Luxemburg und seine Mutter Elisabeth von Böhmen. Der Aufstieg zum bedeutendsten Kaiser des Spätmittelalters und einflussreichsten Herrscher jener Zeit war nicht leicht. Dank seiner guten Intelligenz und Bildung – er sprach neben Deutsch, Latein, Italienisch, Böhmisch, Französisch - entwickelte er viel diplomatisches Geschick und konnte dem politischen Widerspiel seiner Zeit trotzen, als es um seine Wahlen ging, in Konkurrenz zu dem Gegenkönig Ludwig des Bayern sowie Günther von Schwarzburg. Neben den politischen Fehden, der schwierigen Italien- u. Frankreichpolitik wurde seine Politik von der in ganz Europa grassierenden Pest und den Judenpogromen beeinträchtigt.   Nachdem Karl 1346 röm.-dt. König, 1347 König von Böhmen, 1355 König von Italien und röm.-dt. Kaiser war, widmete er sich verstärkt der Reichs- und Hausmachtpolitik. Eines seiner größten Verdienste war 1356 die Regelung der Wahl und Krönung der römisch-deutschen Könige durch „Die goldene Bulle“. Darin wurde bestimmt, dass nur die sieben, später neun ranghöchsten Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (HRR) den röm.-deutschen König, der später vom Papst zum röm.-dt. Kaiser gekrönt wurde, wählen durften.
Karls besonderes Interesse galt Böhmen, das er zu mehren wusste, dafür jedoch das Reich vernachlässigte. Zur böhmischen Hausmacht erwarb er Schlesien, die Niederlausitz sowie die Mark Brandenburg. Durch die Heirat seines Sohnes Sigismund mit der Erbin Ludwig I. von Ungarn kam auch dieses Reich an das Haus Luxemburg. Nur der Erwerb Polens gelang ihm nicht. Der Preis seiner ständig zunehmenden Landerwerbe war die Aufgabe von Reichsrechten, wie z. B. von Burgund und eine starke Verpfändung von Reichsgütern. Verpfändungen und chronischer Geldmangel prägten zunehmend Karls Politik.
Er entwickelte eine rege Gestaltungs- und Bautätigkeit und förderte Kunst und Wissenschaft in seiner böhmischen Residenzmetropole Prag, so entstand der St.-Veits-Dom, die Karlsbrücke über die Moldau, die Burg Karlstein. Auch gründete er dort 1348 die erste Universität Mitteleuropas, die Karls-Universität. Prag wurde zur „Goldenen Stadt“. Gefördert wurde auch die erst 1373 von den Wittelsbachern erworbene Mark Brandenburg, wo er Tangermünde zu seiner Residenz ausbauen ließ. Auch Reichsstädte, besonders Nürnberg, die alte Kaiserstadt, in der Karl auf der „Kaiserburg“ mehrmals verweilte,  wo er die „Goldene Bulle erließ“ und die Frauenkirche initiierte, hatte über den „Goldenen Weg“ von Prag nach Nürnberg eine enge Verbindung zu ihm. Aber auch Frankfurt a. M. und die aufstrebenden späteren Hansestädte im Norden des Reichs Lübeck und Wismar, denen er 1375 einen Besuch abstattete, erweckten sein Interesse. Am 29. 11. 1378 verstarb Karl IV. Er hinterließ ein glanzvolles und starkes Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation, das bis zur Zerschlagung Napoleons 1806 die Geschicke Europas stets beeinflusste.
Die noch bis zum 5. 3. 2017 in Nürnberg zu besichtigende Ausstellung zeigt über 180 einmalige Exponate von Goldschmiedearbeiten, Handschriften- u. Urkunden, Tafel- u. Buchmalereien, Skulpturen, Waffen, Textilien u.a. aus dem In- und Ausland der großen Zeit Karls IV. Schon über 25.000 Besucher sahen in den ersten Wochen diese eindrucksvolle Ausstellung. Man kann hoffen, dass sie auch als weiterer Meilenstein zum besseren Verständnis der häufig noch belasteten deutsch-tschechischen Beziehungen beiträgt!
Manfred Lietzow